ImpPeer

WAS MACHEN WIR?

Wir erforschen die aktuelle Situation und erkunden Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Peerbegleitung in der durch die Krankenkassen finanzierten psychiatrischen Versorgung, zum Beispiel im Krankenhaus. Peerbegleiter:innen sind in diesem Zusammenhang Menschen, die seelische Krisen, zuallermeist in der Rolle als Nutzer:in/ Patient:in erlebt haben und dann – oft  nach einer Weiterbildung – als Teil eines Behandlungsteams arbeiten. Wir führen Interviews mit allen beteiligten Interessengruppen („stakeholder“), also den Peerbegleiter:innen selbst, anderen Mitarbeitenden der Psychiatrie, den Nutzer:innen/Patient:innen, die durch Peerbegleiter:innen begleitet wurden oder werden sowie Vertreter:innen von Interessengruppen und Selbstvertretungsorganisationen.

WER SIND WIR?

Wir sind ein Team aus 13 Forschenden mit und ohne eigene Erfahrung als Patient:in/Nutzer:in der Psychiatrie. Wir haben unterschiedliche berufliche Erfahrungen, Ausbildungen und Studienabschlüsse. Unsere Expertisen liegen in folgenden Feldern: Anthropologie, Psychiatrie, Genesungsbegleitung, Psychologie, Kunst- und Religionswissenschaft, Literatur- und Kulturwissenschaft, betroffenengeleitete Forschung. Durch diese gemischte, interdisziplinäre Zusammensetzung sollen verschiedene Perspektiven in der Studie von Anfang an berücksichtigt werden.                                                                                        
Das Forschungsprojekt wird von Mitarbeitenden der Medizinischen Hochschule Brandenburg, des Universitätsklinikums Hamburg und des Interessenverbandes EX-IN Deutschland e. V. durchgeführt.

Projektleitung: Prof. Dr. med. Sebastian von Peter, Dr. Candelaria Mahlke.

Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen: Susanne Ackers, Lauren Cubellis, Oliver Danger, Georgia V. Fehler, Dr. Imke Heuer, Ute Krämer, Lena Nugent, Guillermo Ruiz Pérez, Daniela Schmidt, Jenny Ziegenhagen. ,   Guillermo Ruiz Pérez, .

WELCHE METHODEN NUTZEN WIR?

Unsere Studie ist „partizipativ-kollaborativ“, das heißt: Einerseits beteiligen sich die durch uns befragten Menschen selbst an der Forschung, andererseits ist das Team der Forschenden zusammengesetzt aus beruflich in der Psychiatrie Arbeitenden (z.B. Ärzt:innen) und Menschen, die als Patient:in/ Nutzer:in in der Psychiatrie waren. Durch diese Zusammenarbeit unterschiedlicher Perspektiven während der Forschung verändert sich gegenüber etablierter Forschung oft das Forschungsvorgehen. Es entstehen andere Fragen und Ergebnisse und somit ein differenzierteres Bild.

In unserem Projekt kommen unterschiedliche gesundheits- und sozialwissenschaftliche Methoden zum Einsatz:

  • Zu Beginn wird eine Übersichtsarbeit über internationale Veröffentlichungen zum Thema Peerbegleitung und ‑arbeit erstellt („rapid review“).
  • Später kommen in Fokusgruppen unterschiedliche Beteiligte miteinander ins Gespräch, entweder aus nur einer oder aus verschiedenen Interessengruppen.​
  • Expert:inneninterviews werden mit Menschen geführt, die über umfassende Erfahrung mit Peerbegleitung verfügen.
  • Bei problemzentrierten Interviews gehen Forschende mit Vorannahmen in die Gespräche und strukturieren sie auf deren Basis; diese Vorannahmen bleiben im Laufe der Interviews offen und veränderbar und werden in der Auswertung transparent gemacht.
  • ​Standardisierte Befragungen mittels Fragebögen sollen das Meinungsbild der verschiedenen Interessengruppen und unterschiedlichen Regionen umfassend widerspiegeln.
  • ​Ebenso wird eine Theorie wünschenswerter Veränderungen und des potentiellen Weges dorthin erstellt (Theory of Change): In dieser Phase kommen erneut unterschiedliche Interessengruppen ins Gespräch, um ein Modell für die Verstetigung von Peerbegleitung in der Psychiatrie zu entwerfen.

KOOPERATIONSPARTNER BEI DER FORSCHUNG

Als institutionelle Partner kooperieren bei dieser Studie die Medizinische Hochschule Brandenburg, der Verein EX-IN Deutschland e. V. und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

WELCHES ZIEL HAT DIE STUDIE?

In der Studie sollen Vorgaben und Modelle für eine gelungene Einführung und Verankerung von Peerbegleitung in der krankenkassenfinanzierten Versorgung in Deutschland entwickelt werden. Das Projekt soll damit Standards für eine Peerbegleitung in Deutschland erarbeiten, die den Bedürfnissen der Patient:innen/Nutzer:innen entsprechen.

Dabei sind folgende übergeordnete Forschungsfragen leitend:                   

Wie wird Peerbegleitung in Deutschland derzeit umgesetzt? (Bestand) Was wünschen sich die Peerbegleiter:innen und die anderen Beteiligten? (Bedarf) Welche Modelle der Peerbegleitung sind für die Versorgung in Deutschland geeignet, bzw. förderlich? (Implementierung).

WARUM WIRD DIE STUDIE DURCHGEFÜHRT?

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA, bestehend aus unterschiedlichen Interessengruppen, die für die medizinische Versorgung relevant sind) hat im Jahr 2019 eine neue Richtlinie zur Personalausstattung in der Krankenhauspsychiatrie erstellt. Zum ersten Mal werden darin Peerbegleiter:innen als eine weitere Berufsgruppe in der Krankenhausversorgung definiert. Aus dieser Veränderung ergeben sich Chancen, aber auch Schwierigkeiten.

Für deutschsprachige Länder liegen bisher nur vereinzelt wissenschaftliche Erkenntnisse zu Peerbegleitung in der Versorgung vor. International gibt es mehr Wissen dazu: Studien haben dort eine deutliche Verbesserung der Versorgung von Patient:innen/ Nutzer:innen durch Peerbegleitung festgestellt. Zu den günstigen Auswirkungen gehören unter anderem die Hoffnung auf Genesung, mehr Behandlungserfolge und weniger Zwangsbehandlungen.

Im Rahmen unseres Vorhabens wollen wir auch für Deutschland belastbare Daten schaffen, wie sich Hindernisse beim Einsatz von Peerbegleitung in der krankenkassenfinanzierten Versorgung überwinden lassen. Insbesondere stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen Peerbegleitung in diesen Versorgungsbereichen eingeführt und zu einem festen Bestandteil werden kann: welche institutionellen und persönlichen Voraussetzungen sind dafür notwendig? Was lässt sich aus den Erfahrungen in anderen Ländern lernen?

WER FINANZIERT DIE STUDIE?

Die Studie wird aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses finanziert, der Mittel von Krankenkassen für Forschungsprojekte ausschreibt.

WIE LANGE DAUERT DIE STUDIE?

Der Studienzeitraum erstreckt sich über drei Jahre vom 1.7.2020 bis zum 30.6.2023. Die Studie besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Modulen: In Modul I geht es um überwiegend empirische Erhebungen, in Modul II um theoretisch-konzeptuelle Fragen.